Allgemein
Um seine (landwirtschaftlichen) Produkte überhaupt in einer Direktvermarktung an den Kunden, die Kundin zu bringen, braucht es diverse Grundkenntnisse sowie ein durchdachtes Betriebs- und Marketingkonzept. Die österreichischen Landwirtschaftskammern beraten und unterstützen Bauern und Bäuerinnen auf diesem Weg. Der „Zertifikatslehrgang für bäuerliche Direktvermarktung“ ist dazu das umfassendste Bildungsangebot, das sowohl Betriebswirtschaft, Marketing, Produktion und rechtliche Grundlagen beinhaltet.
Verpflichtende Schulungen
Verpflichtend sind regelmäßige Hygieneschulungen (bei Milchverarbeitungsbetrieben etwa dürfen diese nicht älter als 3 Jahre sein). Auch Schulungen zu Allergeninformationen im Abstand von drei Jahren sind verpflichtend. Wer das Betäuben und Schlachten von Tieren selbst durchführt, braucht jedenfalls einen Sachkundenachweis oder eine entsprechende landwirtschaftliche Ausbildung. Der Verkäufer, die Verkäuferin ist registrierter „Lebensmittelunternehmer“ und für die in Verkehr gebrachten Lebensmittel von der Primärproduktion bis zur Abgabe verantwortlich.
Persönliches Qualitätsbewusstsein
Alle im Betrieb müssen sich der Definition „Qualität“ bewusst sein und diese stets auf höchstem Niveau halten. Zudem sollte man kontaktfreudig sein und schon im Vorfeld sicherstellen, dass ausreichend Arbeitskapazitäten zur Verfügung stehen. Ein sauberer und attraktiv gestalteter Verkaufsraum, z.B. bei Ab-Hof-Verkäufen, das Verkaufstalent am Marktstand oder die Investition in eine kreativ gestaltete Abo-Kiste (z.B. Gemüsekiste) zeigen dem Kunden, der Kundin das große Engagement, welches in die Produktion gesunder und ehrlicher Lebensmittel gesteckt wird. Damit wird das Vertrauen gestärkt und letztendlich auch ein guter und fairer Preis für die Erzeugnisse erzielt.
Arten der Direktvermarktung
Die Arten der Direktvermarktung sind vielfältig und reichen vom Ab-Hof-Vertrieb, über den Verkauf auf Bauernmärkten und Marktständen bis hin zu (Selbstbedienungs-) Bioläden oder Automaten, dem Haustür-Service oder Abo-Kosten, wie z.B. die Tiroler Bauernkiste, oder auch dem Versandhandel, wenn das Produkt dies zulässt. Dabei nutzen die meisten Bauern und Bäuerinnen mehrere verschiedene Betriebswege, um ihre Produkte bestmöglich an den Konsumenten, die Konsumentin zu bringen.
Vorteile der Direktvermarktung
- Größere Gewinnspanne, da Zwischenhandel wegfällt
- Mehr Unabhängigkeit
- Kurze Transportwege
- Schonung von empfindlicher Ware
- Ernte, wenn Reifezeitpunkt erreicht ist (nicht wie im Handel vielfach üblich, eine Ernte, wenn die Produkte noch gar nicht reif sind)
- Persönlicher Kontakt zum Kunden, zur Kundin
- Vielfalt, Ideenreichtum und Zusammenarbeit mit anderen Betrieben wird gefördert
Nachteile der Direktvermarktung
- Sehr arbeits- und zeitintensiv, da Kunden, Kundinnen oft auch eine Betreuung außerhalb der üblichen Geschäftszeiten fordern
- Marketing muss selbst übernommen werden – Kunden, Kundinnen müssen erst aufmerksam gemacht werden
- Investition in Verkaufsfläche, Kühlgeräte, Verpackungsmaterial, etc.
Produkte und Erzeugnisse
Die Liste ist so vielfältig wie die Bauern und Bäuerinnen selbst. Ganz oben in der Reihe der Verkaufsschlager stehen aber Eier, Gemüse und Obst, sowie Milch und Milchprodukte. Auch Fleisch und Fisch werden je nach Betrieb angeboten. Dabei gerne nach Voranmeldung bzw. zu fixen Schlachtzeiten.
Zu diesen „Rohprodukten“ kommen oftmals weiter verarbeitete Erzeugnisse hinzu: Marmelade (die in der Direktvermarktung auch so genannt werden darf), Säfte, Brot, Kuchen, Würste, Speck, Tees, Honig, Schnäpse und Liköre. Auch essfertige Knödel, die nur noch aufgewärmt werden müssen, sind vielfach in den Regalen zu finden.
Zahlen & Fakten
Insgesamt sind rund 35.000 Betriebe, also 26 % aller bäuerlichen Betriebe in Österreich, u.a. in der Direktvermarktung. Viele der Direktvermarkter und Direktvermarkterinnen haben sich in Verbänden, wie z.B. „Gutes vom Bauernhof“, zusammengeschlossen, in Summe 4.500 Betriebe.
Der Einkommensanteil aus der Direktvermarktung beträgt im Schnitt 51 % des gesamten landwirtschaftlichen Einkommens und durchschnittlich können 0,88 Vollzeitarbeitskräfte pro Betrieb zusätzlich beschäftigt werden. Hochgerechnet auf alle österreichischen Landwirtschaftsbetriebe (135.000) könnte man daher sagen, dass die Direktvermarktung 31.000 Arbeitsplätze, und das meist in ländlichen Gebieten, schafft.
Quellen: keyQuest Studie im Auftrag des Ländlichen Fortbildungsinstitutes, 2016.
https://www.gutesvombauernhof.at/intranet/allgemeines-recht/direktvermarktung-von-a-bis-z.html
http://www.chance-direktvermarktung.at/erfolgsgeschichten/status.html