Allgemein
Tatsächlich zählt die fortschreitende Bodenversiegelung europaweit zu den größten umweltpolitischen Herausforderungen. Der Hunger nach freien Flächen für den Bau von Siedlungen, Gewerbegebieten, Parkplätzen und Straßen scheint unerschöpflich zu sein. In Österreich werden täglich 12,9 ha Boden verbaut, was einer Fläche von rund 20 Fußballfeldern pro Tag entspricht. Für die Wirtschaft und die Mobilität wirkt sich dieser Trend zwar kurzfristig positiv aus, langfristig gesehen verschärfen sich die Probleme durch die Bodenversiegelung aber zusehends.
Verlust der Humusbildung
Durch die Versiegelung gehen praktisch alle biologischen Funktionen des Bodens verloren. Es gibt kein Leben mehr und damit auch weder eine natürliche Zersetzung noch eine Neuproduktion von Humus.
Verlust der Wasseraufnahmefähigkeit
Vor allem Starkniederschlagsereignisse führen in bebautem Gebiet binnen kürzester Zeit zu Überschwemmungen und Flutungen von Kellern, weil das Wasser nicht mehr versickern kann. Stellt man sich vor, dass 1 ha funktionierender Boden 2.300 m3 Wasser speichern könnte, dann kann man sich vorstellen, wieviel Wasser sich in verbauten Gebieten bei starken Regenfällen plötzlich oberflächlich seinen Weg sucht.
Verlust der Filterfunktion
Ein gut funktionierender Boden hat die wunderbare Fähigkeit, Wasser zu filtern. Schadstoffe bleiben in den unterschiedlichen Bodenschichten zurück und das ins Grundwasser versickernde Wasser weist eine hohe Qualität auf. Aber wo kein Boden, da auch keine Filterfunktion. D.h. das Wasser, das oberirdisch bzw. im Kanalsystem abfließt, ist als Trinkwasser (zumindest ohne Aufbereitung) nicht genießbar.
Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen
Da es sich bei der verbauten Fläche meist um zuvor landwirtschaftlich genutzte Flächen handelt, zeigen sich bereits deutlich negative Folgen für die Lebensmittelversorgungssicherheit in Österreich. Immerhin muss auf immer kleinerer Fläche ein immer größerer Ertrag erwirtschaftet werden, was z.B. durch den Einsatz von Düngemitteln langfristig zu massiven Bodenschäden führt.
Verlust des Klimapuffers
Unverbaute Böden mit entsprechender Pflanzendecke sind wahre Klimapuffer. Sie speichern CO2, spenden Schatten, fangen Staubpartikel auf und beugen Hitzestaus vor, wie man sie aus Städten kennt. Versiegelte Flächen heizen sich in der Sommerhitze nämlich extrem auf und führen tatsächlich zu einer Veränderung des Mikroklimas mit einem Anstieg der lokalen Temperaturen.
Verlust an Biodiversität
Durch die Zerschneidung der Landschaft durch v.a. Verkehrswege, kommt es zur Trennung von Lebensräumen. Das Wanderverhalten von Tieren wird massiv beeinträchtigt und es kommt zum Inseldasein einzelner Populationen. Durch die fehlende genetische Vermischung sind Artenverluste vorprogrammiert. Mit Hilfe von Grünbrücken (begrünte Wildtierübergange/Brücken über z.B. Autobahnen - siehe Jagd-Lexikon Grünbücken) und Amphibienzäunen wird versucht, zumindest eine gewisse Durchgängigkeit zu erhalten.
Zahlen & Fakten
Flächenverbrauch und versiegelte Fläche
täglich 12,9 h neu verbaut, davon 41,2 % versiegelt
Ende 2017 waren mehr als 230.000 ha Boden versiegelt (Stand 2017; Basis Grundstücksdatenbank)
Der Flächenverbrauch insgesamt liegt deutlich über dem Reduktionsziel für nachhaltige Entwicklung, das einen täglichen Verbrauch von max. 2,5 ha/Tag vorsieht.
Verhältnis Einwohnerwachstum versus Bodenversiegelung im Beobachtungszeitraum 2001 – 2017:
- Bevölkerungszuwachs: 10 %
- Neuversiegelung: 24 %
Den größten Anteil an der Versiegelung haben Verkehrsflächen, gefolgt von Bau- und Betriebsflächen.
Quelle: Umweltbundesamt http://www.umweltbundesamt.at/bodenversiegelung/