Allgemein
Geschichte der Bauernregeln
Bauernregeln kannte man bereits im Altertum. Hinweise darauf findet man beispielsweise in den Fasti Ovids (Gedichte des antiken römischen Dichters Ovid) oder im Neuen Testament. Schon immer war es für Landwirte und Landwirtinnen, die stark vom Wetter abhängig sind, von großer Bedeutung, abschätzen zu können, wie sich das Wetter mittelfristig entwickeln wird – z.B. für die Aussaat, den Beginn der Ernte, etc. Aus der genauen Beobachtung des Wetters und der nachfolgenden Ereignisse entstanden so im Laufe der Zeit Bauernregeln, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Besonders interessant ist dabei immer das Wetter an den so genannten „Lostagen“, denn nach altem Volksglauben sind diese besonders ausschlaggebend für die Entwicklung des Wetters in den kommenden Wochen. „Los“ wird dabei im Sinne von „Geschick“ verwendet. Die Tage orientieren sich nach dem Heiligenkalender des Kirchenjahrs und werden von Jänner bis Dezember geordnet. Z.B. Mariä Lichtmess am 2. Februar: „Scheint zu Lichtmess die Sonne heiß, gibt's noch sehr viel Schnee und Eis.“
Zahlen & Fakten
Verlässlichkeit von Bauernregeln
Beachtet man die Region, in der die Bauernregel aufgestellt wurde, sowie die Entstehungszeit und lässt noch eine mögliche Verschiebung des Kalendariums einfließen, dann stellt sich heraus, dass Bauernregeln erstaunlich oft richtigliegen. Dabei liest man durchaus von Quoten zwischen 60 und 70 %.
Fast jeder kennt die gefürchteten „Eisheiligen“, die sich regional unterschiedlich an drei bis fünf Tagen um den 15. Mai einfinden. Statistisch gesehen ist eher der Zeitraum vom 21. bis 23. Mai anfällig für Frost – also rund 9 Tage später. Geht man davon aus, dass die Regel 2 - 3 Jahrhunderte vor der gregorianischen Kalenderreform entstanden ist, dann stimmt sie allerdings überraschend genau.
Ganz offensichtlich erkannten die Bauern und Bäuerinnen auch in früheren Zeiten mithilfe der Überlieferung, ihrer Erfahrung und detaillierter Ortskenntnis regionale Wettermuster ganz gut. Die Meteorologie macht im Prinzip für die (langfristige) Wettervorhersage nichts Anderes – sie greift auf die gesammelten Wetterdaten, die in diesem Fall schriftlich in Form von Statistiken, Analysen und Auswertungen der letzten 200 bis 250 Jahre vorliegen, zurück, erkennt Wettermuster, Witterungsregelfälle oder bestimmte Zyklen.
Bauernregeln und Klimawandel
Möglicherweise könnte sich die Trefferquote von Bauernregeln in den nächsten Jahrzehnten aber doch deutlich verschlechtern. Noch können wir nicht genau sagen, wie sich bekannte und immer wieder kehrende Wettermuster in Österreich – vor allem im Alpenraum – durch den Klimawandel verschieben werden. Möglicherweise werden bekannte Zyklen in Zukunft verschwinden oder anders ablaufen, typische Wetterlagen weniger oft auftreten. Ob bzw. wie schnell sich damit auch die Bauernregeln ändern, bleibt offen.