Nicht nur Wildtiere sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste. Auch Nutz- und Haustiere, die seit Jahrtausenden treue Gefährten für den Menschen sind, können mit den modernen Hochleistungsrassen "wirtschaftlich" nicht mithalten und verschwinden leise. Und mit ihnen ein Stück Kulturgeschichte und Vielfalt. Doch sie sind in der freien Natur die eigentlichen Gewinner – robust, pflegeleicht und widerstandsfähig! Blühendes Österreich stellt dir 8 seltene Nutztierrassen vor:
1Österreichischer Noriker
Diese gefährdete Rasse entstand als Arbeitstier zum Ziehen und Tragen von schwerer Last. Sie ist sehr robust und trittsicher im Gebirge und war einst ein verlässlicher Helfer bei der Forst- und Bergbauernwirtschaft. Da sie auf dem Feld und im Wald von Landmaschinen ersetzt wurden, verkaufen die Züchter sie heute auch an die Fleischindustrie.
Aufgrund seines ausgeglichenen und freundlichen Gemüts ist der Noriker ebenso ein beliebtes Reitpferd. Für Touristen werden die Muskelpakete gerne für Reitgruppen oder als Schlittenpferd genutzt. Auch bei traditionellen Dorffesten dürfen die geschmückten Prachtexemplare nicht fehlen.
Eine Reise in die Vergangenheit kann man zurzeit im Mondseeland erleben: Bei der Moorrenaturierung der Mondseemoore werden die Gebirgskaltblutpferde eingesetzt, um die Fichten bodenschonend abzutragen.
2Österreichisch-Ungarischer Weißer Barockesel
Der “cremello”-farbene Esel mit seinen hellblauen Augen war in der Barockzeit bzw. im Rokoko ein Glücksbringer und Statussymbol. Die Rasse gilt als hoch gefährdet, lediglich 110 Hengste und 159 Stuten bringen den Liebhabenden heute (Stand 11.11.2016) noch Glück. Die größten Zuchtgruppen tummeln sich im Nationalpark Neusiedlersee und im Schloss Hof im Marchfeld.
Trotz seines eleganten Aussehens ist der Barockesel ein anspruchsloser Genosse – er ist pflegeleicht und genügsam wie seine grauen Artgenossen. Und ist gerne in langohriger Gesellschaft! Alleine würde er unglücklich sein. Der Verein Arche Austria hat den Barockesel zur Rasse 2017 gewählt. Grund genug, um sie wieder aufblühen zu lassen!
3Österreichischer Pinscher
Der treue Gefährte ist seit Jahrhunderten ein echter Hofhund: Mit seinem ausgeprägtem Beschützerinstinkt meldet er jeden ungebetenen Gast und beschützt seine Sippe verlässlich und unbestechlich. Er ist auch überaus robust und wetterfest und für seine Vertrauten ein lernwilliger Freund. Fremden gegenüber ist er eher skeptisch.
Seit über 4.000 Jahren schützt und hütet der Österreichische Pinscher die Bauernhöfe Niederösterreichs. Seine Ur-Ur-Ur Vorfahren in der Steinzeit gehen auf die “Torfhunde” der Pfahlbautensiedlungen im Gebiet Attersee und Mondsee zurück.
Was tun gegen das Aussterben? Ein "ARCHE Hof" ist der Rettungsring für bedrohte Haus- und Nutztierarten. Es gibt ca. 25 ARCHE Höfe in Österreich.
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4Tuxer Rinder
Das Tux-Zillertalerrind ist schwarz (Tuxer) oder rot (Zillertaler) gefärbt. Dazu sind Zweitere in der Kreuzgegend weiß gefärbt. Ihre Genügsamkeit, Krankheitsresistenz, Vitalität und Berggängigkeit wird von den ZüchterInnen sehr geschätzt. Johanna Ellmauer vom ARCHE Hof Thurnergut im oberösterreichischen Spital am Pyhrn ist eine von ihnen. So denkt sie über ihre gehörnten Schützlinge: "Ich schätze an unseren Tuxer Rinder, dass sie sehr gesund und fruchtbar sind. Auch ihre Trittsicherheit und Geländegängigkeit auf unseren Almen ist hervorzuheben."
Neben dem Fleisch liefern die kräftigen Tiere auch Milch. Die meisten Exemplare leben in Tirol. Auch im Alpenzoo in Innsbruck oder Tiergarten Schönbrunn kann man sie bewundern.
Wegen ihrer Kampfeslust, die im Vergleich mit anderen Kuharten einzigartig ist, wurden sie in den 70er Jahren durch das “Kuhstechen” (Duell bis zum K.O.) fast ausgerottet, da die Selektion nur noch auf Kampfeigenschaften ausgerichtet war. Nachdem es nur noch 30 Exemplare gab, retteten Idealisten die Rasse.
5Alpines Steinschaf
Der Ursprung der alten Rasse geht bis zum neolithischen Torfschaf zurück und das Alpine Steinschaf ist somit die älteste Schafrasse der Ost-Alpen. Neben Fleisch und Milch liefern sie eine schöne Mischwolle mit viel Wollfett. Ideal also gegen das feuchte und regnerische Novemberwetter. Johanna Ellmauer schätzt ihre widerstandsfähigen Wollknäuel: "Sie sind sehr robust und können daher auch bei schlechtem Wetter draußen gehalten werden. Ihre Mischwolle, die den Regen nicht so schnell durchlässt, ist der Grund dafür." Auch ihre Kletterkunst im Gebirge verblüfft ihre HalterInnen. Dazu kommen sie im Freien auch stets verlässlich nach Hause zurück.
6Zackelschaf
Der Bestand von nur 3.500 Schafen ist als kritisch anzusehen. Und sie sind die letzte Art mit Schraubenhörnern. Die Rasse gibt es bereits seit 4.000 Jahren und sie war die weit verbreitestete Schafrasse in Ungarn bis zum 18. Jahrhundert, und zur Zeit der Monarchie im gesamten Alpenraum anzutreffen. Trotz ihrer schmucken Hörner sind sie extrem widerstandsfähig und sind eine verlässliche Milch- und Fleischquelle. Mit der groben Wolle halten sich die Schafe bis zu Minus 20 Grad warm und kommen auch bei über 40 Grad nichts ins Schwitzen. Dank ihrer genügsamen Futterwahl sind sie auch bei ausgedünnten Wiesen einsetzbar. Auch die Lämmer, die im Jänner/Februar im Freien geboren werden, stehen von Beginn an kräftig auf ihren Beinchen. Das Weibchen bringt pro Saison nur ein Junges auf die Welt. Zwillingsgeburten sind sehr selten.
7Pinzgauer Ziege
Die kastanienbraune Ziege könnte das Wappentier des Pinzgaus sein, so allgegenwärtig begegnet man ihr auf den Almen. Das war aber nicht immer so: Zwischen 1960 und 1980 verdrängten Hochleistungsrassen aus dem Ausland ihren Bestand und erst in den 90er Jahren begann gezielt die Herdebuchzucht, um diese Ziegenart zu schützen. Die Pinzgauer Ziege eignet sich besonders zur Landschaftspflege und ist deshalb auch in anderen Bundesländern im Einsatz. Ansonsten liefert sie Käse und Fleisch. Johanna Ellmauer lobt besonders die Fürsorglichkeit der Gebirgsziegenmütter: "Sie ist eine Rasse mit perfekten Mutterinstinkten. Bei uns gibt es kaum Probleme bei der Aufzucht der Kitze."
8Turopolje Schwein
Turopolje nennt sich die kroatische Region zwischen Zagreb und Sisak, wo die gefleckten Schweine auch ursprünglich herkommen. Diese Rasse könnte man als "Outdoor"-Schwein bezeichnen, da sie 365 Tage im Jahr bei jeder Witterung gerne im Freien verbringen. Nicht einmal herkömmliche Schweinekrankheiten können ihnen etwas ausmachen. Dazu eignen sie sich hervorragend für die extensive Weidehaltung.
Die mittelgroße Schweinerasse war jedoch bereits kurz vor dem Aussterben. Mit dem aufkommenden Krieg in Kroatien in den 90er Jahren wurden die letzten ihrer Art in den Tiergarten Schönbrunn gebracht, wo sie auch nicht überlebten. Nur mit Bemühungen von Idealisten fand man noch einige wenige Halter, deren Turopolje-Schweine registriert wurden und sich nach und nach der Bestand einigermaßen erholte. Heute ist die Schweinerasse immer noch bedroht.
Seltene Nutztierarten "persönlich" kennenlernen: Nehme einfach am Gewinnspiel "Urlaub am Bauernhof" teil und mit etwas Glück begleitest du die Ellmauers vom ARCHE Hof Thurnergut bei ihrer Arbeit mit bedrohten Nutztierarten.